Berufsunfähigkeit

Statistisch gesehen wird fast jeder vierte Erwerbstätige vor Beginn seiner Rente berufsunfähig. In bestimmten Berufsgruppen, wie zum Beispiel dem Handwerk, liegt das Risiko jedoch noch viel höher - bis zu 71 %
(Quelle: map-report).

Der Staat zahlt für Berufsunfähige, die nach 1961 geboren sind, gar keine Leistungen mehr. Um die finanziellen Folgen für den Arbeitnehmer und die Angehörigen abzusichern, empfehlen Fachexperten und auch Verbraucherschützer den Abschluss einer Berufsunfähigkeits- (BU)-Versicherung zur Existenzsicherung.

Was bedeutet Berufsunfähigkeit?

Eine Berufsunfähigkeitsversicherung liegt vor, wenn der Versicherte aufgrund von Krankheit, Unfall oder Kräfteverfall seinen Beruf zu einem bestimmten, im Versicherungsvertrag festgelegten Prozentsatz (in der Regel zu 50%, oder Teilzeit) nicht mehr ausüben kann. Die Feststellung der Berufsunfähigkeit erfolgt in der Regel durch den behandelnden Arzt.

Heutzutage scheidet jeder 5. Arbeitnehmer aufgrund von Berufsunfähigkeit vorzeitig aus dem Berufsleben aus. Die staatliche Versorgung sichert in den allermeisten Fällen nicht einmal die notwendige Grundversorgung. Bei manchen Personengruppen (z.B. Berufsanfänger) leistet sie sogar gar nicht. Voraussetzung für eine gesetzliche Leistung ist, dass Sie mindesten 12 Monate in die gesetzliche Rentenversicherung, innerhalb der letzten 3 Jahre eingezahlt haben (zusätzliche 5 Jahre allgemeine Wartezeit). Ohne eine zusätzliche private Vorsorge bleibt den Betroffenen in der Regel nur noch der Gang zum Sozialamt. Aus diesem Grund zählt die Berufsunfähigkeitsversicherung zu einer der wichtigsten Basisversicherungen.

Welche Formen der Berufsunfähigkeitsversicherung gibt es?

Die Berufsunfähigkeitsversicherung kann entweder als eigener Vertrag oder aber als Zusatzversicherung im Rahmen einer Risikoleben- oder Kapitallebensversicherung abgeschlossen werden.

Folgende Leistungen können vertraglich vereinbart werden:

  • Die Zahlung einer monatlichen Rente, die für die Dauer der Berufsunfähigkeit, maximal aber für die Dauer des im Vertrag individuell vereinbarten Rentenbezugs.
  • Zusätzlich zur Zahlung einer monatlichen Rente kann bei Verträgen eine Beitragsbefreiung vereinbart werden. Damit entfallen bei Eintritt einer Berufsunfähigkeitsversicherung die weiteren Beitragszahlungen.

Wichtig:Von der Kombination der Berufsunfähigkeitsversicherung mit einer Kapitallebensversicherung ist abzuraten, da bei einer Kündigung der Lebensversicherung z.B. aufgrund von Arbeitslosigkeit oder unbefriedigenden Renditen gleichzeitig auch der Berufsunfähigkeitsschutz verloren geht. Wenn Sie dann eine neue Berufsunfähigkeitsversicherung abschließen, müssen Sie auf alle Fälle höhere Beiträge entrichten, im schlimmsten Falle erhalten Sie bei einer zwischenzeitlichen Verschlechterung Ihres Gesundheitszustandes sogar eine Ablehnung. Auch sind die Verwaltungskosten in diesen Verträgen meist deutlich höher, als bei einzelnen Verträgen. Zudem bieten eigenständige Berufsunfähigkeitsversicherungen heutzutage Klauseln, die eine Beitragsfreistellung bei Arbeitslosigkeit ermöglichen.

Für wen ist der Abschluss einer Berufsunfähigkeitsversicherung sinnvoll?

Der Abschluss einer Berufsunfähigkeitsversicherung ist letztlich für jeden Arbeitnehmer sinnvoll. Vor allem für Berufsanfänger, die weniger als 5 Jahre in die Rentenkasse einzahlen und damit die allgemeine Wartezeit nicht erfüllt haben, ist eine private Vorsorge unverzichtbar.
Aber auch Selbständige und Freiberufler genießen, insofern Sie nicht über einen Verband oder eine Kammer pflichtversichert sind, über keinerlei Absicherung im Falle einer Berufsunfähigkeit. Unter Umständen ist sogar eine schwere Erkrankungen Versicherung (Dread Diseases) als Kombination sinnvoll.
Beamte genießen zwar grundsätzlich noch einen relativ guten Schutz, erlangen diesen jedoch erst nach vielen Dienstjahren und sollten daher die aktuelle Höhe Ihrer gesetzlichen Ansprüche genau prüfen.
Der Abschluss einer Berufsunfähigkeitsversicherung kann vor allem auch für junge Familien, die häufig von nur einem Einkommen abhängig sind, Existenz sichernd sein.

In welcher Höhe sollte ich mich absichern?

Bei der Festlegung der gewünschten monatlichen Rentenhöhe im Falle einer Berufsunfähigkeitsversicherung sollten Sie prüfen, welche Lücke zwischen Ihrem Nettoeinkommen und den gesetzlichen Ansprüchen aus der Rentenversicherung besteht. Als Faustregel gilt: Mit einer privaten Berufsunfähigkeitsrente sollten mindestens 50% bis ca. 75% des Nettoeinkommens abgesichert werden. Bei Beamten ist in der Regel bereits die Absicherung von ca. 50% der Bezüge ausreichend.
Die genaue Berechnung der Versorgungslücke führen wir selbstverständlich für Sie durch.
Die Berufsunfähigkeitsrente darf Ihr aktuelles Nettoeinkommen jedoch nicht überschreiten. Dies würde im Leistungsfall eine Bereicherung darstellen. Der Versicherer würde unter Umständen die Berufsunfähigkeitsrente kürzen.

Was bedeutet „Gesundheitsprüfung“?

Vor der Annahme des Versicherungsantrages prüft die Gesellschaft Ihren Gesundheitszustand. Im Rahmen dieser Gesundheitsprüfung werden Ihnen im Antrag einige Fragen zu Ihrer bisherigen Krankheitsgeschichte gestellt. Bitte beantworten Sie diese Fragen unbedingt wahrheitsgemäß. Nur so können Sie sicher sein, dass die Versicherungsgesellschaft im Leistungsfall zur Zahlung verpflichtet ist. Mit der Angabe von falschen Informationen zu Ihrer Gesundheit riskieren Sie Ihren Versicherungsschutz.

Wer stellt eine Berufsunfähigkeit fest?

Das Ausmaß der Berufsunfähigkeit wird in der Regel vom behandelnden Arzt festgestellt. Im Leistungsfall ist der Versicherer berechtigt die Berufsunfähigkeit regelmäßig zu überprüfen.

Bekomme ich am Ende der Laufzeit Geld aus meiner Berufsunfähigkeit Versicherung ausgezahlt?

Nein. Bei der Berufsunfähigkeitsversicherung wird das relativ hohe Risiko einer Berufsunfähigkeit abgesichert. Die Berufsunfähigkeitsversicherung dient nicht dem Kapitalaufbau im Sinne einer privaten Altersvorsorge.
Eine Kombination aus Lebensversicherung und BU, bei der zum Ablauf hin ein Betrag ausgezahlt wird, macht auf Grund der damit verbundenen hohen Verwaltungskosten keinen Sinn.

Was passiert, wenn ich den Beruf wechsle?

Manche Versicherer verlangen im Falle eines Berufswechsels eine Meldung und verlangen unter Umständen nach einer Überprüfung auch höhere Versicherungsbeiträge. Die genauen Regelungen können Sie den Versicherungsbedingungen entnehmen. Die meisten Versicherungsgesellschaften verzichten jedoch im Falle eines Berufswechsels sowohl auf eine Meldung als auch auf eine Beitragsanpassung.

Welche Laufzeit ist empfehlenswert?

Grundsätzlich ist die Festlegung einer Laufzeit bis zum Rentenalter, mindestens aber bis zum 60. Lebensjahr zu empfehlen, da statistisch gesehen die Wahrscheinlichkeit einer Berufsunfähigkeitsversicherung ab dem Alter von 55 Jahren noch einmal sprunghaft steigt.